Sanctum 2: Tower Defense und First-Person-Shooter im Test
Das schwedische Indie-Entwickler-Team Coffee Stain Studios hat mit Sanctum 2 einen zweiten Teil ihrer erfolgreichen First-Person-Tower-Defense-Shooter-Franchise veröffentlicht. Dabei bleibt der Titel in vielen Aspekten dem Vorgänger treu, bietet aber auch verschiedene neue Gameplay-Ansätze. Ob der zweite Anlauf gelungen ist und ob Sanctum 2 überhaupt Spaß macht, erfahrt Ihr im Test-Artikel.
Bauen in der First-Person-Perspektive
Wie auch der Vorgänger verbindet Sanctum 2 wieder auf interessante Weise Tower-Defense- und First-Person-Shooter-Elemente. Zunächst wird mit Mauern ein Pfad gebaut, dann werden auf diesen Mauern Türme platziert und anschließend wird die Gegner-Welle gestartet. Die Monster kommen dabei gerne aus unterschiedlichen Richtungen und der Spieler muss, zusammen mit den vorher hoffentlicht taktisch geschickt platzierten Türmen, gegen diese Monstermassen kämpfen.
Sowohl das Schießen in der Kampfphase, als auch das Setzen von Mauern und Türmen in der Bau-Phase, präsentiert sich dabei in der First-Person-Perspektive. Gerade das Bauen kann dabei mitunter etwas unübersichtlich werden, da die einzelnen Türme nur in einem bestimmten Radius aktiv werden. Deshalb muss man als Spieler mitunter lange herumlaufen und überprüfen, ob der Turm überhaupt in das gewünschte Gebiet feuern kann oder beispielsweise in der Lage ist, andere Türme zu unterstützen.
Ein Stück weit hilft hier die Minikarte, die Spieler sich auf Wunsch auch großflächig anzeigen lassen können. Hier werden unter anderem, während der Kampfphase, Gegner angezeigt. Leider haben die Entwickler hier jedoch eine interessante Information gelöscht, die im Vorgänger noch vorhanden war: Der Radius von Türmen die gebaut wurden oder gebaut werden sollen werden nicht angezeigt. Einen alternativen Bau-Modus, beispielsweise auf einer taktischen 2D-Karte, bietet Sanctum 2 ebenfalls nicht.
Schießen in der First-Person-Perspektive
Der zweite Teil von Sanctum 2 macht in der First-Person-Ansicht schon viel mehr Sinn und mehr Spaß: der Shooter-Bereich. Als Spieler bekommt man mit jedem der vier frei wählbaren Charaktere eine festgelegte Hauptwaffe. Hierbei handelt es sich um einen Raketenwerfer, eine Schrotflinte, ein Scharfschützen- oder ein Maschinengewehr. Hinzu kommt eine zweite Waffe, bei der Spieler aus dem bereits freigespielten Arsenal wählen können. Jede Waffe hat zwei Feuer-Modi. So kann beispielsweise der Raketenwerfer entweder eine Rakete abfeuern oder alternativ einen ganzen Hagel zielsuchender Raketen auf bis zu drei Gegner und alle Gegner in ihrem Umfeld abfeuern.
Wie bereits im Vorgänger haben Gegner in Sanctum 2 bestimmte Schwachstellen, die durch rote Flächen angezeigt werden. Treffer in diesen Bereich sind kritisch, machen mehr Schaden und werden in roter Schrift angezeigt. Hinzu kommen verschiedene Arten von Panzerungen oder andere Eigenarten, die Spieler bedenken sollten, wenn sie gegen die Monstermassen bestehen wollen. Im Gegensatz zum Vorgänger haben die Entwickler in Sanctum 2 die Möglichkeit entfernt, die Waffen zu verbessern. Ressourcen lassen sich lediglich in die Türme investieren.
Sanctum 2 Multiplayer
Spieler können Sanctum 2 entweder alleine oder mit der vergleichsweise großen Community oder auch nur mit ihren Freunden erleben. Im Test-Zeitraum, von einem Monat seit Release, hat das automatische Spieler-Such-System immer bereits nach wenigen Sekunden andere Spieler gefunden, mit denen man das Spiel gemeinsam spielen konnte.
Allerdings setzt Sanctum 2 auf ein Host-basiertes Spielprinzip. Das bedeutet, ein Spieler wird sozusagen zum Server für alle anderen Teilnehmer. Dedizierte Server direkt vom Hersteller bietet der Titel nicht. Hinzu kommt, dass das Spiel anscheinend auf ein weltweites Netzwerk zurückgreift, um Spieler miteinander zu verbinden. Das kann zu schweren Ping-Problemen führen, wenn Spieler die geographisch weit voneinander entfernt wohnen, miteinander verbunden werden. Spieler, die vorrangig mit Freunden spielen, die sich im gleichen Land aufhalten, werden mit der Konnektivität und der Datenübertragung aber vermutlich keine Probleme haben.
Im Multiplayer-Bereich können sich Spieler in Sanctum 2 über verschiedene Chat-Angebote austauschen. So bietet Sanctum 2 einen Sprach- sowie einen Text-Chat an. Eine Besonderheit vom Text-Chat ist, dass die eingegebenen Wörter vom System sogar vorgelesen werden. Selbst im hektischen Spielgeschehen bekommen Spieler es also immer mit, wenn andere Spieler etwas zu sagen haben. Darüber hinaus bekommen, seit einem Update, alle Spieler im Mehrspieler-Bereich Ressourcen.
Die Ressourcen können untereinander auch geteilt werden. Geld zum Bauen von Türmen können Spieler weitergeben, indem sie sich direkt vor einen anderen Spieler stellen und die linke Maustaste drücken. Mauer-Ressourcen lassen sich auf gleiche Weise, allerdings mit Druck auf die rechte Maustaste, tauschen. Bis zu vier Spieler können an einer Multiplayer-Partie teilnehmen. Verschiedene Spieler können sogar den gleichen Charakter spielen.
Schwierigkeitsgrad und Frust-Potential
Der gesamte Schwierigkeitsgrad von Sanctum 2 ist vergleichsweise hoch. Neben dem taktisch geschickten Platzieren von Türmen kommt hinzu, dass sich Spieler während der Kampfphase clever bewegen und ebenfalls geschickt auf Gegner schießen müssen, um erfolgreich zu sein. Das Spielgeschehen kann dadurch in dieser Spielphase recht hektisch und mitunter chaotisch werden. Hinzu kommt ein Tower-Defense-spezifisches Problem, das Spielern bewusst sein sollte:
Die Wellen werden immer schwerer und es kann durchaus sein, dass man sich zunächst ganz gut schlägt, in einer der letzten Wellen aber buchstäblich von den Gegnern überrannt wird. Das bietet großes Frust-Potential, da man im Zweifel das gesamte Level von vorne starten muss.
Außerdem bietet Sanctum 2 ein Stufen-Aufstiegssystem. Hierbei müssen Spieler bestimmte Stufen erreichen um neue Waffen, weitere Türme oder auch Fähigkeiten freizuschalten. Der Tower-Defense-Shooter bietet hierfür zwei verschiedene Spiel-Modi, zum Sammeln von Erfahrungspunkten: die Kampagne und den Survival-Modus. Beim letzteren kommen einfach immer weitere Wellen, die so lange gegen den Spieler anrennen, bis dessen Kern in der Hauptbasis zerstört wurde. Allerdings ebenfalls in Wellen, zwischen denen Spieler Pfade bauen und Türme platzieren können.
Um allerdings in der Geschichte voranschreiten zu können und neue Levels freizuschalten, müssen Spieler die Kampagne spielen. Sanctum 2 bietet Spielern allerdings die Möglichkeit im Multiplayer-Bereich auf Karten eingeladen zu werden, die sie selbst noch nicht freigespielt haben. Die Levels sind sehr unterschiedlich, fordern verschiedene Taktiken vom Spieler und bieten auch versteckte Extras, die erkundundungsfreudige Spieler zunächst entdecken müssen. Den eingeschlagenen Pfad von Tower Defense und anschließendem Shooter-Gameplay, verlässt Sanctum 2 zu keiner Zeit.
Sanctum 2 ist ein gelungener Genre-Mix
Trotz aller Kritikpunkte ist Sanctum 2 ein sehr guter Titel, der auf interessante Weise Shooter und Tower Defense miteinander verbindet. Spieler mit Spaß an anspruchsvollem und Action-reichem Turmbau werden an diesem Spiel ihre Freude haben. Allerdings ist eine gewisse Frust-Resistenz von Vorteil. Man sollte mögliche Niederlagen als Teil der Spielerfahrung begreifen oder als Herausforderung betrachten, um Sanctum 2 richtig genießen zu können.
Weitere Informationen zu Sanctum 2
Die offizielle Webseite zu Sanctum 2 findet Ihr hier. Einen guten Überblick zu anstehenden Neuerungen und Updates zum Tower-Defense-Shooter bietet der offizielle Blog vom Coffee Stain Studio. Angeboten wird Sanctum 2 über verschiedene Kanäle, eine Übersicht findet Ihr auf der offiziellen Webseite. Den Eintrag zu Sanctum 2 bei Steam findet Ihr hier.