Oct
20
2012
Arkail im Wutrausch

Im Test: Of Orcs and Men (PC)

Das Rollenspiel mit den charismatischen Grünhäuten

Of Orcs and Men erzählt eine Geschichte von Unterdrückung und Aufstand. Auf der einen Seite gibt es die Menschen, die dominante Rasse im Rollenspiel, und auf der anderen die Orks und mit Abstrichen die Goblins. Hinzu kommen noch Elfen und Zwerge, die jedoch in der großen Rahmenhandlung eine untergeordnete Statistenrolle spielen.

Als Spieler findet Ihr euch auf Seiten der Orks wieder und steuert einen riesigen und massigen Ork-Krieger, dem eine Laune des Schicksals den Namen Arkail verpasst hat. Der Hüne strotzt nur so vor Muskeln, trägt bevorzugt riesige Zweihand-Waffen in einer Hand und hat ein überkochendes Temperament, das ihm gerne zum Verhängnis wird. Gleichzeitig steuert Ihr als Spieler den gerissenen Goblin Styx, der die außergewöhnliche Fähigkeit besitzt mit den Schatten zu verschmelzen und so für Gegner praktisch unsichtbar zu werden. Er kämpft bevorzugt mit Dolchen, die er in seinen Gegner hinein-rammt, beziehungsweise auf seine Gegner wirft.

Technik, Grafik und Sound

Technisch ist Of Orcs and Men leider eine mittelschwere Katastrophe. Flackernden Texturen an Wänden, teilweise unverschämt lange Ladezeiten, Eingabe-Verzögerungen beim Bewegen der Spielfigur, mitunter nicht unterbrechbare Zwischensequenzen, die Kamera die sich gerne so positioniert, dass man vom Spielgeschehen nicht mehr viel sieht oder auch der Totalausfall des Grafik-Gerüsts an einer Stelle im Spiel. Of Orcs and Men bietet die volle Palette. Optisch ist der Titel nicht das schönste erhältliche Rollenspiel, aber die Grafik ist zweckmäßig und vor allem die beiden Hauptcharaktere schön modelliert und Detailreich. Richtig gut ist die Hintergrundmusik. Komponiert wurde sie von Oliviere Deriviere, der bereits für das 2008er Alone in the Dark die Musik komponierte. Eingespielt wurde die Musik vom Boston Cello Quartett. Einen Eindruck von der Musik könnt Ihr hier auf der Seite von Oliviere Deriviere bekommen.

Geschichte, Atmosphäre und Synchronisation

Die Hintergrundgeschichte von Of Orcs and Men hat den einen oder anderen netten Plot-Twist, bietet aber alles in allem keine großen Überraschungen. Wiederum mit Ausnahme der beiden Hauptcharaktere, Arkail und Styx. Teilweise mit einer wenig subtilen Holzhammer-Methode versuchen die Entwickler darauf hinzuweisen, dass die beiden Spielfiguren in Of Orcs and Men nicht einfach nur gewöhnliche Grünhäute sind. Nein, nein. Stattdessen ist Styx der einzige Goblin bei dem man überhaupt irgendeine Art von Intelligenz festgestellt hat. Während er in ganzen Sätzen spricht, Klamotten trägt und schlaue Pläne entwirft, laufen alle anderen Goblins auf allen Vieren und kommunizieren über Kreischlaute. Wie Schimpansen. Schön ist jedoch, dass die Entwickler die Erwartungen die sie aufbauen durchaus Ernst nehmen.

Arkail im Wutrausch

Arkail und die Wut

Die deutsche Synchronisation überzeugt meistens nicht. Zu häufig klingen Orks einfach zu weich und irgendwie zu menschlich und andere Synchronstimmen zu aufgesetzt. Man hört praktisch heraus, wie der Sprecher von seinem Blatt Papier abliest. Wiederum mit Ausnahme von Arkail und Styx. Der riesige Ork verfügt über eine tiefe, dröhnende Stimme, wie man sie von einem Riesen wie ihm erwarten würde, der dazu auch noch ein Ork ist. Orks müssen roh und aggressiv klingen um glaubwürdig zu sein. Besonders wenn sie optisch präsentiert werden, wie Orcs and Men es tut. Styx hingegen ist zunächst anzumerken, dass er ein besonderer Kerl mit Köpfchen ist, der sich aber mit einer feindseligen Welt konfrontiert sieht und darauf zunächst mit Unterwürfigkeit und hinterhältigem Speichellecken reagiert um Überleben zu können. Beide Charaktere entwickeln sich aber im Lauf der Geschichte weiter und machen eine glaubwürdige Wandlung durch.

Kampf und Rätsel

Das Kampfsystem ist eine Mischung aus passiver Taktik und aktiver Bewegung. Als Spieler hat man die Möglichkeit bis zu vier Attacken oder Fähigkeiten vorzugeben, die Arkail und Styx dann abarbeiten. Wenn eine Fähigkeit genutzt wurde, kann man den frei gewordenen Platz mit einer neuen Attacke füllen und so weiter und so fort. Hinzu kommt, dass man ständig zwischen beiden Charakteren hin und her wechselt. Mitunter ist es auch notwendig mit einem der Charaktere vor den Gegnern wegzulaufen, das wiederum funktioniert aktiv mithilfe der WASD- beziehungsweise der Pfeiltasten auf der Tastatur.

Besonderheiten: Der Schwierigkeitsgrad und Schlauchlevel

Of Orcs and Men bietet vier Schwierigkeitsgrade: Einfach, Normal, Schwer und Extrem. Zum Testen habe ich mich an Schwer versucht und bin auf verschiedene Probleme gestoßen. Die meiste Zeit über sind die Gegner auf Schwer durchaus herausfordernd. Mitunter können Kämpfe nur durch das Ausnutzen verschiedener kleiner Tricks und Finten gewonnen werden. Dann wieder kommen Abschnitte, in denen es reicht einfach nur eine Art Rundumschlag-Wirbelwind-Attacke dauerhaft aktiv zu haben, da die Gegner mit Freude in das Schwert hineinlaufen und sterben wie die Fliegen. Dann wiederum gibt es Abschnitte, die absolut nicht schaffbar waren.

Styx im Tarnmodus

Styx und die Tarnfähigkeit

Der Grund dafür mag gewesen sein, dass die von mir gewählte Statuspunkte-Verteilung nicht optimal war. Aber mit der Unfähigkeit des Spielers, die absolut optimale Punkte-Verteilung für jede nur erdenkliche Spielsituation punktgenau und instinktiv zu erahnen, müssen die Entwickler eines Videospiels rechnen. Dagegen lässt sich argumentieren, dass man jederzeit den Schwierigkeitsgrad ändern kann. Das kostet jedoch Überwindung und ist praktisch eine Art Eingeständnis an mein Versagen. Wie dem auch sei. In zwei Situationen musste ich den Schwierigkeitsgrad anpassen, nachdem ich mir dort wiederholt auf Schwer die Zähne ausgebissen hatte.

Geschmackssache ist der Aufbau der Karten in Of Orcs and Men. Alle Bereiche die man besucht haben einen Eingang, einen Ausgang und bieten einen Weg den man gehen kann. Mitunter gibt es größere Bereiche oder Abzweigungen, die man auch entlang laufen kann. Man hat jedoch zu keiner Zeit auch nur im Ansatz die Gefahr sich zu verlaufen. Das kann ganz angenehm sein, immerhin muss man so nicht ständig nachschauen wo es überhaupt hingeht, da die Richtung klar vorgegeben ist. Andererseits bietet Of Orcs and Men so aber auch kaum Potential zum Entdecken und Auskundschaften der Karten.

Genre-Fazit

(Was ist das?)

Rollenspiel: Als Rollenspiel macht Of Orcs and Men ein paar Fehler, glänzt aber auch an anderer Stelle. Die Geschichte ist kein großes, episches Werk moderner Erzählkunst. Sie ist andererseits aber auch alles andere als schlecht und sie hat es geschafft bei mir den Eindruck zu erwecken, ich würde wissen wollen, was als nächstes passiert. Richtig bei der Stange gehalten haben mich allerdings die beiden Charaktere, Arkail und Styx. Die beiden entwickeln sich im Laufe des Spiels zu echten Charakteren und schaffen das Kunststück, dass man sich als Spieler beginnt, sich für ihren Hintergrund zu interessieren.

Gesamtfazit

Eine uneingeschränkte Empfehlung für Rollenspieler ist Of Orcs and Men nicht. Dafür stören viele technische Probleme und insgesamt der Eindruck, dass das Spiel nicht die Entwicklungszeit erhalten hat, die es vielleicht noch gebraucht hätte. Spieler die allerdings Spaß an einer durchaus interessanten Charakter-Entwicklung haben und gerne in komplexen und taktisch fordernden Kämpfen nach Möglichkeiten suchen am Ende doch irgendwie siegreich aus dem Kampf hervor zu gehen, können an Orcs and Men ihren Spaß haben.

Zusätzliche Informationen

Das Rollenspiel Of Orcs and Men kommt von den französischen Cyanide Studios und basiert auf der Silk Grafik-Engine von Spider, das wiederum auf der PhyreEngine von Sony basiert. Erhältlich ist Of Orcs and Men für die PlayStation 3, die Xbox 360 und den PC. Spieler die sich Of Orcs and Men für den PC in einer Box-Version kaufen, müssen den Titel zwar im Internet freischalten, müssen ihn aber nicht mit Steam verbinden. Das ist toll für diejenigen, die das Spiel nach dem Durchspielen weiterverkaufen wollen. Wer allerdings seine Spiel-Bibliothek gerne auf und mit Steam verwaltet, der sollte zum Steam-Angebot greifen und Of Orcs and Men digital beziehen. Der Link zur Steam-Seite von Of Orcs and Men ist hier zu finden.

Der Ladebildschirm

Ladescreen

Weitere Informationen zur Silk Engine sind hier auf der Seite von Spiders zu finden.
Eine umfangreiche Quelle mit Informationen zu Sony’s PhyreEngine ist die englisch Wikipedia-Seite.

Die Rechte für Of Orcs and Men liegen bei:
Publisher: Focus Home Interactive
Entwickler: Cyanide Studios und Spiders

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